Die Technologien ändern sich. Nur im Laufe der Zeit treten die negativen Auswirkungen oder Risiken von bestimmten Materialien, Verfahren oder Produkten zu Tage. Dann müssen die Regierungen neue Vorschriften verfügen.
Die Änderungen in der Technologie sind bei der Industrie nicht beliebt, da stets die Gefahr besteht, die Marktposition zu Gunsten anderer Konkurrenten zu verlieren. Um das Verbot oder die Einschränkung von Produkten zu verhindern, werden zwei Argumente herangeführt: die Ungefährlichkeit und der Mangel an einleuchtenden Alternativen. Als beschlossen wurde, Phosphate in Reinigungsmittel und Treibhausgase in Kühlschränken zu verbieten, sah es zunächst so aus, als könnte es nun keine tauglichen Reinigungsmittel und preisgünstige Kühlschränke mehr geben.
Dasselbe geschieht gerade bei der Produktion von Atomenergie. Das Hauptproblem im Hinblick auf die Gefährlichkeit von Atomkraftzentralen hängt mit der Nutzung des Urans zusammen. Uran löst Kettenreaktionen aus, produziert leichter Energie, muss aber ständig mit Verfahren gekühlt werden, die die Freisetzung von Radioaktivität verhindern. Mit anderen Verfahren (beispielsweise mit Thorium) erfolgen die atomaren Reaktionen, durch die Elektrizität produziert wird, nur durch Anregung. Ohne Anregung schaltet der Reaktor ab. Diese technischen Verfahren wurden nie ausreichend finanziert, um sie zur Perfektion zu bringen, weil die Staaten die Verantwortung der Kraftwerkbetreiber für Schadensfälle sehr niedrig angesetzt. Wenn man diese Vorzugsbehandlung der Urantechnologie nicht fortgeführt hätte, gäbe es heute inzwischen schon entwickelte und weniger risikoreiche Verfahren für die Stromproduktion (oder Energieeinsparung). Nach dem Motto: "Der Atomstrom ist tot, es lebe der Atomstrom" müssten mit Uran betriebene Kernkraftwerke geschlossen und sichere Verfahren entwickelt werden, bei denen keine umweltbelastenden Rückstände entstehen. Wir brauchen einen neuen gesetzlichen Rahmen für die Entwicklung sicherer Technologien, wie die, die in der Nuklearmedizin eingesetzt werden. In fünfzig Jahren werden vielleicht Kernkraftwerke wie in einem Science Fiction Film Energie für unseren Alltag produzieren.
Die Schwierigkeiten (Entfernung), die die Politiker dabei haben, technische Änderungen in bestimmte Bahnen zu lenken, sind besonders offensichtlich, wenn man an die Netzteile (Ladegeräte) für normale Gebrauchsgegenstände denkt (Lampen, Rasierer, Fotoapparate, Kameras, Drucker, Laptops). Wir sind heute bereits technisch in der Lage, in den meisten Fällen auf Standby-Betrieb zu verzichten und kompatible leistungsstarke AC-DC Netzteile für verschiedenste Geräte herzustellen. Jedoch wird jedes elektrische Gerät, auch vom selben Hersteller, mit eigenem, in der Regel qualitativ unzureichendem Netzteil verkauft. Wenn eine moderne Familie heute in Urlaub fährt, muss sie eine Tasche voll Netzteile mitschleppen. Die Kosten für die Fertigung und den Vertrieb von Milliarden unnötiger Netzteilen und für die verschwendete Energie (die der Produktion von diversen Kernkraftwerken entspricht), tragen die Verbraucher. Die Tatsache, dass dieses so einfache Problem nicht gelöst wird, ist auf den falschen Ansatz der Regierungen zurück zu führen.
Der Staat muss nicht versuchen, eine Lösung für alle vorzugeben (sich an die Stelle der Techniker setzen), sondern verhindern, dass immer mehr unterschiedliche Netzteile und Geräte mit Standby-Betrieb im Umlauf sind; er muss der Nutzung der Technologie eine Richtung geben, beispielsweise durch eine Steuer mit abschreckender Wirkung. Für Sicherheitsrelevante oder medizinische Geräte, die im Standby-Betrieb arbeiten müssen, wäre solch eine Steuer kein Problem. Bei anderen Geräten, die diese Funktionen nicht brauchen, würde man sich umstellen, um die Steuer zu vermeiden, oder nach Alternativen suchen. Der Staat könnte einen Wettbewerb ausschreiben, um ein "Standard-Netzteil" zu entwickeln, das anschliessend steuerfrei gefertigt und verkauft wird. Für alle anderen Netzteile müsste eine Steuerpflicht eingeführt werden, die zusammen mit den Abgaben für die Entsorgung gezahlt werden muss.
Die Regierungen müssten sich darauf konzentrieren, die Technik in bestimmte Bahnen zu lenken, anstatt Spezifikationen vorzugeben. Dadurch könnten verschiedene technische Richtlinien vermieden werden (siehe Europa), die den Herstellen das Leben schwer machen, technischen Fortschritt bremsen, Bürokratie schaffen und ständig überarbeitet werden müssen.