Zahlreiche Studien zeigen, dass die Schulung von Familienangehörigen Schizophreniekranker den Gebrauch von Psychopharmaka und die Rückfallquote um 30-40% senkt. Medikamente mit dieser Wirkung würden fast als Wundermittel gehandelt werden. Man kann mit Sicherheit behaupten, dass die Information der Familienangehörigen und Patienten bei der Heilung hilft. Bei Diabetes ist die Information Teil der Behandlung selbst. Erwachsene und Eltern junger Patienten nehmen an spezifischen Schulungen teil. Sie sind über Ernährungsumstellungen informiert, über die Nährwerttabellen auf den Produkten, darüber, wie man sich bei Krisen verhält, etc. In den meisten Fällen gehört die Schulung jedoch nicht zur Behandlung, sondern wird den Selbsthilfeverbänden überlassen. Dadurch fehlt die Information im wichtigsten und kritischsten Moment, nämlich dann, wenn die Krankheit ausbricht.
Die Pflichtschule sollte eigentlich über Themen informieren, die Jugendliche und Familien betreffen. Dies ist jedoch nicht möglich, da die Mittel nicht ausreichen und weil die Schüler nicht involviert, also nicht ausreichend motiviert sind. Man muss sich an gezielten Informationen orientieren, auf die man im Bedarfsfall zurück greifen kann. Es müssten Kurse für Jugendliche angeboten werden, die rauchen, Cannabis oder Alkohol konsumieren oder für die Familien selbst. In manchen Fällen müsste die Teilnahme Pflicht sein.
Es gibt verschiedene Initiativen und Verbände, die diese Art Schulung anbieten (von der Alzheimer Krankheit über Herzprobleme bis zu autistischen Kindern). Was jedoch fehlt, ist ein systematischer Ansatz und vor allem die Einbindung in den Behandlungsprozess. Ärzte, Lehrer, Richter müssten die Teilnahme an bestimmten Kursen empfehlen oder verfügen.
Im Hinblick auf die berufliche Ausbildung ist das System gut organisiert. Vollkommen sich selbst überlassen ist hingegen die Schulung im Bereich persönliche Angelegenheiten, Familie und Krankheit. Es gibt keine unterstützende Strategie, um Menschen auf Schwierigkeiten, komplexe oder unerwartete Situationen im Alltag vorzubereiten. Wir brauchen einen entsprechenden gesetzlichen Kontext, um diese Art von Schulung zu fördern. Es stehen viele praktische Fragen offen, im Hinblick auf die Qualität dieser Informationen, die Bezahlung oder die Freistellung von der Arbeit, um solche Kurse zu besuchen. Der Kurs von Profamille, für Angehörige psychisch kranker Menschen, umfasst 13 Lektionen. Es müsste möglich sein, dass dieser Kurs von einem Psychiater verschrieben wird. Die Teilnahme müsste in gerechtfertigten Fällen das Recht auf Freistellung von der Arbeit und Anspruch auf Übernahme der Kursgebühren (Fahrtkosten und Essen) durch die Krankenkasse geben.
Immer mehr Menschen suchen sich ihre Informationen im Internet, weil es einfach ist und dies in ihrer Privatsphäre bleibt. Um hochwertige Informationen ins Internet zu stellen (z.B. Videos) sind grössere Kompetenzen und finanzielle Ressourcen nötig. Verbände oder Unternehmen allein sind nicht in der Lage, bestimmte Projekte zu lancieren; sie können bestenfalls einen einfachen Überblick oder allgemeine Informationen erstellen. An dieser Stelle ist es wichtig, die Ressourcen in eine multimediale Richtung zu lenken und zusammen zu fassen. Internet ist ein optimales Instrument für Gruppenarbeit. Es müsste Anreize geben, damit Universitäten, freiberufliche Profis, Unternehmen, Krankenkassen Interesse daran haben, mitzuarbeiten und sich für Schulungsmassnahmen einzusetzen.